Heft 2 (Juni 2008)
Das Politische in der schwulen Theologie
Umschlag vorne / hinten / innen
Norbert Reck Befreiung von der Homosexualität In memoriam Guy Hocquenghem (1946–1988)
Michael Brinkschröder Exodus und messianischer Prozess Auf der Suche nach dem Politischen in der schwulen Theologie
Georg Trettin
Worauf dĂĽrfen wir hoffen?
Wolfgang Scheel
»Homosexualität ist widernatürlich und gleichzeitig eine freie Handlungsoption« Argumentationshilfe zur Dekonstruktion sich widersprechender anti-queerer
Behauptungen
Michael Brinkschröder Martyrium oder Farce? Der moralpolitische Kampf um das Partnerschaftsgesetz in Italien
Offene Werkstatt
Wolfgang Scheel
»Sehnsucht, die uns Beine macht« Bericht über die Jahrestagung Schwule Theologie 5.–7.10.2007 in Rheine-Mesum
Martin Hüttinger Weisheit aus der Projektion männlicher Jugend
Wilhelm von Gloeden – Photographien im Lichte der biblischen Weisheitsliteratur
QueerVerweise
kurz & gut, Wilhelm… Johannes 1,1: Wort und Gott
BĂĽcherRegal
Franz J. Hinkelammert: Das Subjekt und das Gesetz. Die Wiederkehr des verdrängten Subjekts
Klaus Wowereit; Hajo Schumacher: … und das ist auch gut so. Mein Leben für die Politik
Jin Xing; Catherine Texier: Shanghai Tango. Mein Leben als Soldat und Tänzerin
Frank Martin Brunn u.a. (Hg.): Menschenbild und Theologie
Kittredge Cherry: Jesus in Love
Peter Strasser: Theorie der Erlösung. Eine Einführung in die Religionsphilosophie
Volker Leppin: Theologie im Mittelalter
Außerdem …
Verein
AG Schwule Theologie e.V.
Bericht des Vorstands fĂĽr das Jahr 2007 zur Mitgliederversammlung in Mesum
Bericht der Werkstatt-Redaktion
Protokoll der Mitgliederversammlung der AG Schwule Theologie e.V.
Einladung zur Mitgliederversammlung am 4.10.2008
»… und die Vielfalt wohnte unter uns«
Einladung zum 2. Kongress zur Vernetzung christlicher Lesben- und Schwulengruppen vom 2.–5. Oktober 2008
Vorschau
Abbildungsverzeichnis
Impressum
Abo dir was …
Einladung Jahrestagung 2009
Mitgliedsantrag
Editorial
Es ist unĂĽbersehbar, dass die Hierarchie der katholischen Kirche das Terrain ihrer homophoben Interventionen verschoben hat. An die Stelle von rein innerkirchlichen
Aktivitäten und vereinzelten Aufrufen an Politiker ist in Italien, Spanien und Polen eine systematische Mobilisierung der Gläubigen getreten. Die Hierarchie nutzt ihre
religiöse (und der Vatikan seine politische) Macht, um politische Entscheidungen über Partnerschaftsgesetze zu beeinflussen. Nicht immer gelingt ihr das, wie das
Beispiel von Spanien gezeigt hat. In Italien hat die katholische Hierarchie dagegen ein Partnerschaftsgesetz erfolgreich zu verhindern gewusst.
Wenn es so ist, dass die bischöfliche „Elite“ das Schlachtfeld, auf dem sie ihre
Homophobie austobt, auf das Feld der Gesellschaftspolitik verlagert, stellt sich fĂĽr schwule Theologie die Frage, ob und wie sie darauf reagieren muss. Muss die
schwule Theologie ihrerseits zur politischen schwulen Theologie werden? Ein Rückblick auf Ansätze innerhalb der schwulen bzw. gay liberation Theologie, die in
Auseinandersetzung mit der Neuen Politischen Theologie von Metz, Sölle, Baum und Segundo entstanden sind, erinnert an Traditionen, an denen man heute wieder anknüpfen könnte.
Doch der bloße Rückgriff auf Politische Theologie – so das Fazit des Beitrags von M.
Brinkschröder – kann die Frage nach dem Politischen in der schwulen Theologie von heute nicht hinreichend beantworten. Doch an welchen Punkten verorten schwule
Theologen das Politische? Wo liegen die hot spots, an denen eine Veränderung vordringlich ist?
In der offensiven kirchlichen Gesellschaftspolitik, die in Italien das Partnerschaftsgesetz verhindert hat (Michael Brinkschröder)? In den homophoben
Machtstrukturen der Kirche selbst, die von ihrem jesuanischen Auftrag und von theologischen Argumenten unberührt bleibt und in Bösartigkeit und
SelbstwidersprĂĽchlichkeit verharrt (Georg Trettin)? In der herrschenden moraltheologischen Position des Lehramts zu homosexuellen Handlungen, die voll
von logischen Inkonsistenzen steckt (Wolfgang Scheel)? Oder in den Prämissen und Denkmustern der schwulen Theologie selber, die sich auf „Homosexualität“ als eine
soziale Identität eingelassen hat anstatt das freie Fließen des Verlangens zuzulassen, wie Norbert Reck im Anschluss an Guy Hocquenghem meint?
Wie die Beiträge dieses Heftes zeigen, driften die Antworten auf die Frage nach dem Politischen so weit auseinander, dass eine Verständigung über gemeinsames
politisches Handeln von schwulen Theologen nahezu unmöglich erscheint. Eine Debatte, die die kontroversen Positionen aufeinander bezieht und ihre
Gesichtspunkte abwägt, ist daher dringender denn je, soll die Werkstatt nicht zu einem Sammelplatz der Beliebigkeiten verkommen.
Ein guter Ort für diese Debatte wäre der 2. Kongress der christlichen Lesben- und
Schwulengruppen, der am 2.-5. Oktober 2008 in Bielefeld unter dem Motto: „… und die Vielfalt wohnte unter uns …“ stattfindet und zu dem wir herzlich einladen.
die Redaktion
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